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I.K.M. (Irith) Hoffmann LLM Niederländische Anwältin
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Arbeitsvertrag Niederlande – Was sind die Unterschiede zwischen einem deutschen und einem niederländischen Arbeitsvertrag?

Lesezeit: 5 Minuten | Datum der Publikation: 21-12-2020 | Typ: Blog/Artikel

Ein guter niederländischer Arbeitsvertrag ist wichtig, sowohl beim Arbeiten in den Niederlanden als Arbeitnehmer, als auch für Unternehmer aus Deutschland, die niederländische Arbeitnehmer in den Niederlanden beschäftigen.

Häufig stellen sich Fragen wie Was sind die Unterschiede zwischen einem deutschen und einem niederländischen Arbeitsvertrag? Worauf muss ich bei einem Muster-Vertrag in den Niederlanden achten? In diesem Rechtstipp werden häufige Fragen zu Arbeitsverträgen in den Niederlanden und Arbeitsrecht in den Niederlanden von unserer Anwältin Frau Irith Hoffmann beantwortet.

Arbeitsvertrag Niederlande

Warum ist ein guter Arbeitsvertrag in den Niederlanden wichtig?

Ein Arbeitsvertrag sorgt nicht nur dafür, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber genau wissen, was sie voneinander erwarten können. Ein guter Arbeitsvertrag kann Sie vor allem auch vor Konflikten, Forderungen und Schadensersatzanforderungen in den Niederlanden schützen. 

Im Streitfall kann ein guter Arbeitsvertrag als Beweis für schriftlich festgehaltene Absprachen dienen und Ihnen so viel Zeit, Geld und Nerven ersparen.

 

Was sind die Unterschiede zwischen einem deutschen und einem niederländischen Arbeitsvertrag?

Zunächst einmal ist es wichtig zu erwähnen, dass nicht der Arbeitsvertrag selbst darüber entscheidet, ob deutsches oder niederländisches Recht gilt und ob ein deutsches oder niederländisches Gericht zuständig ist. 

Dafür ist viel mehr ausschlaggebend, in welchem Land der Arbeitnehmer den Großteil seiner Arbeitszeit verbringt und in welchem Land er wohnt.

 

Beispiel:

Ein Arbeitnehmer verbringt den Großteil seiner Arbeitszeit in den Niederlanden bei einem niederländischen Unternehmen, wohnt aber in Deutschland. Sollte es zum Beispiel zu einem Rechtstreit bezüglich einer Kündigung kommen, gilt das niederländische Kündigungsgesetz, aber ist ein deutsches Gericht vom Wohnort des Arbeitnehmers zuständig für diesen Rechtsstreit.

 

Mehr Informationen zum Thema Rechtswahl und Gerichtswahl finden Sie in unserem Rechtstipp Rechtsstreit in den Niederlanden – Gilt deutsches oder niederländisches Recht? https://www.damste.de/infoblogs/rechtsstreit-in-den-niederlanden?stage=Stage

 

Was sind die Unterschiede zwischen einem Arbeitsvertrag nach niederländischem Recht und einem Arbeitsvertrag nach deutschem Recht?

Zu den wichtigsten Unterschieden im deutschen und im niederländischen Arbeitsrecht zählen sicherlich die Regelungen bezüglich Kündigungen und Probezeiten.

 

Kündigungen

In Deutschland ist es wesentlich einfacher als in den Niederlanden, um Mitarbeiter zu kündigen. Ein Arbeitsverhältnis kann nach deutschem Arbeitsrecht - unter Berücksichtigung der jeweiligen Kündigungsfrist – im Prinzip durch den Arbeitgeber schriftlich beendet werden.

In den Niederlanden ist es wesentlich schwieriger, um Arbeitnehmer mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag zu kündigen. Dafür ist nach niederländischem Arbeitsrecht zunächst eine Zustimmung der niederländischen Arbeitnehmer-Behörde UWV notwendig oder der Arbeitsvertrag muss alternativ durch einen Bezirksrichter (niederländisch kantonrechter) aufgelöst werden. Bei befristeten Arbeitsverträgen ist die Lage jedoch anders.

 

Probezeiten

In Deutschland dauert die Probezeit eines Arbeitnehmers maximal 6 Monate. In dieser Phase kann das Arbeitsverhältnis mit einer Frist von 2 Wochen gekündigt werden.

In den Niederlanden dauert die Probezeit nie länger als 2 Monate. Bei befristeten Arbeitsverträgen kann die Probezeit sogar nur 1 Monat dauern. Es gibt während der Probezeit nach niederländischem Arbeitsrecht keine Kündigungsfrist. Dies gilt sowohl für Kündigungen durch den Arbeitgeber als auch für Kündigungen durch den Arbeitnehmer.

 

Welche unterschiedlichen Arbeitsverträge gibt es in den Niederlanden?

Es gibt verschiedene Arten von Arbeitsverträgen. Zum einen gibt es zeitlich befristete Arbeitsverträge und zum anderen unbefristete Arbeitsverträge. Daneben gibt es jedoch noch einen niederländischen Sonderfall.

 

  • Ein zeitlich befristeter Arbeitsvertrag hat meist ein konkretes Enddatum. Für Arbeitgeber hat diese Art von Arbeitsvertrag den Vorteil, dass nach dem Enddatum alle Vereinbarungen enden und keine Kündigung in den Niederlanden notwendig ist. Sofern das Arbeitsverhältnis älter als 6 Monate ist und weitergehen soll, ist der Arbeitgeber jedoch verpflichtet, dem Arbeitnehmer 1 Monat vorher die Bedingungen mitzuteilen, ansonsten kann der Arbeitnehmer eine Ankündigungsentschädigung (auf niederländisch aanzegvergoeding) in der Höhe eines Monatsgehalts einfordern.

 

  • Ein zeitlich unbefristeter Arbeitsvertrag kann in den Niederlanden nicht ohne weiteres beendet werden. Dafür ist eine Zustimmung der niederländischen Arbeitnehmer-Behörde UWV notwendig oder eine Auflösung des Arbeitsvertrages durch einen Bezirksrichter (niederländisch kantonrechter) notwendig.

 

  • Verträge für Arbeitnehmer auf Abrufbasis ermöglichen Arbeitgebern flexibel auf Schwankungen bei der Auftragslage reagieren zu können. Es werden für den Arbeitnehmer kein fester Arbeitsumfang und keine festen Arbeitszeiten festgelegt. Die Arbeitnehmer stehen dem Unternehmen quasi auf Abruf zur Arbeit bereit, daher nennt man diese Verträge auf niederländisch oproepovereenkomsten (= Abrufvereinbarungen). Bei solchen Vertägen kann weiter zwischen drei verschiedenen Arten unterschieden werden: Abrufverträge mit Vorvereinbarungen (oproepcontracten met voorovereenkomst), Null-Stunden-Verträge (nulurencontracten) und Min-Max-Verträge (min-max-contracten).

 

Fazit zu Arbeitsverträgen in den Niederlanden

Man sieht also, dass das niederländische Arbeitsrecht sich an einigen Stellen von dem deutschen Arbeitsrecht unterscheidet. Bei Arbeitsverträgen mit niederländischen Mitarbeitern ist es daher noch wichtiger als in Deutschland, sich vorab gut zu überlegen, ob man sich für ein befristetes oder ein unbefristetes Arbeitsverhältnis (oder gar ein Arbeitsverhältnis auf Abrufbasis) entscheidet.

Neben den Regelungen zu Kündigungsfristen und Probezeiten gibt es selbstverständlich auch noch weitere Unterschiede beim Arbeitsrecht in den Niederlanden und in Deutschland. Daher ist es ratsam, sich bei Fragen zum niederländischen Arbeitsrecht von einem niederländischen Anwalt beraten zu lassen.

Bei weiteren Fragen zum niederländischen Arbeitsrecht oder anderen Rechtsgebieten kontaktieren Sie uns gerne via Telefon oder Mail!

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